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Akte Hakuma: Grüner Tee mit Schönheitsfehlern

Akte Hakuma: Grüner Tee mit Schönheitsfehlern

Grüntee aus Japan, Mangos aus Ecuador – Hakumas Eisteezutaten reisen weit. Trotzdem wirbt das Unternehmen mit Nachhaltigkeit: Die Verpackung ist aus Karton, der CO2-Ausstoß wird kompensiert. Beides ist problematisch und Hakuma weiß das. Inspektorin Grün hat genauer hingeschaut.

Ratsch, der Alustreifen ist ab. Dann der erste Schluck aus der Dose. Kühl, grün und nicht zu süß – der Geschmack nach gutem Gewissen. Schließlich hat man hier nachhaltig gekauft. Zumindest scheint Nachhaltigkeit ein Hauptverkaufsargument von Hakuma zu sein. 

Inspektorin Grün hat sich angeschaut, was hinter diesen Behauptungen steckt. Die Ermittlungen haben sie vom Thema CO2-Zertifikate bis zu einem österreichischen Verpackungs-Pionier und schließlich um die ganze Welt geführt. 

Behauptung #1

“Wir sind CO2-positiv zertifiziert”

Christian Koder, Max Mariel und Sebastian Podesser haben Hakuma 2016 in Wien gegründet. Ihr Hauptprodukt: Matcha-Eistee. Von Nachhaltigkeit war bei der Gründung noch keine Rede. “Zuerst gab es das Produkt, dann kam das schlechte Gewissen”, sagt Max Mariel im Gespräch mit Inspektorin Grün. Er ist bei Hakuma für das Thema Nachhaltigkeit zuständig. “Als wir gemerkt haben, was wir anrichten, wollten wir etwas ändern, ohne dabei das Produkt aufzugeben.” Das Unternehmen begab sich also auf “Zero Emission Mission”. 

Schaut man jetzt auf die Rückseite der Eisteedose, prangt da ein Label: Eine Weltkugel, darin steht “– CO2”, darunter der Schriftzug “Less than 0 CO2 Emission”. Auch wenn es sehr offiziell aussieht: Hakuma hat es selbst entworfen. 

“Weniger als 0 CO2” steht auf der Dose. Kann das stimmen?

“Wir sind CO2-positiv zertifiziert” liest  man  dazu auf der Website. Aber was heißt das eigentlich? Die Erklärung: „Wir kompensieren mehr Emissionen als wir verursachen, indem wir Umweltprojekte in unseren Anbauregionen unterstützen.“ Ob das stimmt und wie das funktioniert, ist für Konsument:innen schwer nachvollziehbar.

Wie funktionieren CO2-Zertifikate?

Um den CO2-Ausstoß zu kompensieren, den Hakuma verursacht, hat die Firma im Jahr 2018 CO2-Zertifikate gekauft. Ein Zertifikat steht für eine Tonne CO2. Mit dem Geld unterstützt das Unternehmen Projekte, die Treibhausgase vermindern sollen – solche Projekte sind weltweit zu finden. 440 Zertifikate kaufte Hakuma im Jahr 2018 also mehr Tonnen CO2, als vom Unternehmen verursacht werden – das sind nämlich rund 366 Tonnen. Die Zertifikate gelten bis Ende 2021 als Guthaben. So lange darf sich das Unternehmen “CO2-positiv” nennen. Das hört sich gut an, hat aber einen Haken.

Wann sind CO2-Zertifikate sinnvoll?

“Kompensation ist nur eine Übergangslösung”, betont Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb von der Wiener Universität für Bodenkultur (BOKU). CO2-Kompensation macht laut der Wissenschaftlerin dort Sinn, wo es nicht anders geht. Denn bei der Herstellung von Produkten, bei deren Transport und Verarbeitung entstehen zwangsläufig Emissionen. Entscheidend sei aber, ob die Firmen auf langfristige Maßnahmen setzen, die tatsächlich weniger CO2 verursachen, oder ob sie sich auf den Zertifikaten ausruhen. Hakuma sieht die Zertifikate als ersten Schritt und arbeitet daran, in den verschiedenen Unternehmensbereichen nachhaltiger zu werden – zum Beispiel bei der Verpackung (siehe Behauptung #2). Vor allem bei den Zutaten wird das Unternehmen aber weiterhin CO2 verursachen und daher auch kompensieren müssen, sagt Max Mariel (siehe Behauptung #3). 

Problem #1: Der Kauf von CO2-Zertifikaten ist umstritten

Als “grüner Ablasshandel”, mit dem sich Unternehmen ein reines Gewissen in punkto Klimaschutz kaufen können, hat er bei Kritiker:innen keinen guten Ruf (dazu hat Inspektorin Grün einen eigenen Artikel veröffentlicht). Denn einmal verursachte Emissionen lösen sich durch Kompensationszahlungen nicht in Luft auf. Es handelt sich eher um eine Art Wiedergutmachungszahlung. Das ist auch Hakuma bewusst. “Mittlerweile stehen wir CO2-Zertifikaten viel kritischer gegenüber als noch 2018”, sagt Mariel. “Es ist aber besser, als nichts zu tun. Wir müssen irgendwo beginnen.”

Helga Kromp-Kolb ist eine österreichische Meteorologin und Klimaforscherin. Sie lehrt an der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) und hat dort bis 2018 das Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit geleitet.

Foto: Manfred Wimmer

Problem #2: CO2-Zertifikate sind viel zu billig

CO2-Zertifikate sind im Grunde handelbare Wertpapiere, deren Preis ändert sich je nach Marktsituation. Er variiert aber auch zwischen den Kompensationsprojekten, da diese im Aufbau und der Instandhaltung unterschiedlich viel kosten.  Im Jahr 2018 hat Hakuma Zertifikate für drei solcher Projekte gekauft. Eine Tonne CO2 kostete damals nur rund zwei bis drei Euro. “Ich war selber schockiert, wie billig das ist. Es ist absurd. Eigentlich ideal für Greenwashing”, sagt Mariel. Für die 440 Zertifikate hat Hakuma ungefähr 1.100 Euro gezahlt, dieses Geld geht direkt an die Kompensationsprojekte. Als Beratungsfirma für Nachhaltigkeit hat Fokus Zukunft die Berechnungen für Hakuma erstellt, Projekte vermittelt und Zertifikate eingekauft. Für die Zertifizierung bekam Fokus Zukunft zusätzlich ungefähr 5.000 Euro – also viel mehr, als den eigentlichen Kompensationsprojekten zugute kommt. Eine andere Möglichkeit, die Kosten für ausgestoßenes CO2 zu berechnen, basiert auf dem Schaden, den die Emissionen verursachen. CO2 kostet damit deutlich mehr. Der Schaden ist aber schwer zu ermitteln. 

Problem #3: Wie nachhaltig Kompensationsprojekte tatsächlich sind, ist schwer nachvollziehbar

Hakuma hat 2018 drei Kompensationsprojekte in Indien durch den Kauf von CO2-Zertifikaten unterstützt: Ein Windenergieprojekt, ein Biomasseprojekt und ein Solarstromprojekt. Helga Kromp-Kolb von der BOKU sagt: “Die meisten davon [Anm.: Kompensationsprojekte] haben Haken. Selbst wenn sie hohe internationale Standards haben, ist die Kompensation zweifelhaft.” Damit solche Projekte nämlich wirklich nachhaltig sind, müssen sie sozial, wirtschaftlich und auch ökologisch nachhaltig sein, erklärt die Expertin. Diese sind aufwendiger und natürlich teurer. Ob das bei den Projekten, die Hakuma unterstützt, wirklich der Fall ist, weiß Inspektorin Grün nicht und auch Hakuma kann das nicht überprüfen. 

Problem #4: Wer kontrolliert die Kontrolleur:innen?

Vor Ort in Indien waren die Gründer von Hakuma selbst nämlich nicht. Bei der Kontrolle der Projekte können sie nur überprüfen, ob diese richtig zertifiziert sind. Vor Ort müssen sie sich aber auf lokale Prüforganisationen verlassen. Momentan sucht Hakuma nach neuen Projekten – vorzugsweise in Europa, am liebsten in Österreich. 

Behauptung #2

“Die CartoCan spart dem Klima viele Tonnen CO2”

Entscheidend für weniger CO2-Ausstoß sei für das Unternehmen die Verpackung, sagt Geschäftsführer Christian Koder. Statt in Einweg-Glasflaschen, wie in den Jahren zuvor, bietet Hakuma seinen Eistee seit 2020 in Kartondosen an. Damit soll der CO2-Fußabdruck deutlich kleiner werden. Doch was kann die CartoCan wirklich?

Einzigartig in Europa soll sie sein: die CartoCan. Hergestellt wird sie vom österreichischen Unternehmen Ennstal Milch. Im Vergleich zur PET-Flasche und Aluminiumdose soll sie mit ihrer Umweltfreundlichkeit, Entsorgung und Haptik punkten, sagt Elisa Buchgraber-Svatek, die Pressesprecherin des Unternehmens. Inspektorin Grün hat sich die angepriesenen Vorzüge der CartoCan genauer angeschaut. 

Behauptung #2.1: “Die CartoCan besteht zu über 60 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen” 

Der nachwachsende Rohstoff, aus dem die CartoCan besteht, ist FSC®-zertifizierter Karton. Damit ein Produkt dem FSC®-Standard entspricht, müssen die ökologischen Funktionen des genutzten Waldes erhalten bleiben. Dass Konsument:innen auf das FSC®-Siegel achten sollten, empfiehlt auch Frank Wellenreuther vom deutschen Institut für Energie- und Umweltforschung in einem Artikel der Onlineplattform Utopia.de. Das Problem ist aber: Karton kann nur dann recycelt werden, wenn er von anderen Materialien getrennt wird. 

Behauptung #2.2: “Die CartoCan punktet durch ihre hohe Recyclingfähigkeit”

Die CartoCan besteht zu 25 Prozent aus dem Kunststoff Polymer und zu fünf Prozent aus Aluminium, die restlichen Anteile sind Karton. “Derzeit kann nur der Karton recycelt werden”, räumt auch die Pressesprecherin von Ennstal Milch ein. 

Die CartoCan besteht zu 25 Prozent aus dem Kunststoff Polymer und zu fünf Prozent aus Aluminium, die restlichen Anteile sind Karton. Grafik: Ennstal Milch

Aluminium und Polymer werden nicht recycelt, sondern “thermisch verwertet”, also verbrannt. Die Auslösung der recycelbaren Bestandteile der CartoCan passiert in Recyclingwerken für Getränkekartons – davon gibt es mit Stand 2019 insgesamt 25 in der EU. Verpackungen werden dort geschreddert und unter Zugabe von Wasser in Auflösetrommeln (so etwas wie gigantische Waschmaschinen) geschleudert. Der Papieranteil weicht dabei langsam auf und löst sich von den Folien. Soweit so gut. Dabei muss man allerdings drei Dinge beachten: 

  • Nicht alle der 25 Recyclingwerke haben solche Auflösetrommeln. 
  • Es gibt keine einheitlichen Mülltrennungs-Regeln, oft variieren diese zwischen Regionen.
  • Die CartoCan kann nur recycelt werden, wenn sie im Gelben Sack landet. Wird sie im Restmüll entsorgt, wird sie mit dem Rest verbrannt. Dass damit das Recycling überhaupt nicht greift, findet Buchgraber-Svatik “nicht so dramatisch”. Schließlich entstünde hier auch wieder thermische Energie. Doch genau das ist der Haken an der Sache.

Wie diese Auflistung zeigt, ist die CartoCan zwar theoretisch sehr recyclingfähig, praktisch aber nicht. Das ist auch Hakuma klar: “Theorie und Praxis decken sich da null”, sagt Mariel. Eine andere Lösung zahle sich für das Unternehmen finanziell aber nicht aus: “Es gibt eine oder zwei Anlagen in Österreich, wo man das theoretisch machen lassen könnte [Anm.: Trennen der einzelnen CartoCan-Bestandteile fürs Recycling], aber das wäre für uns wirtschaftlich nicht möglich. Das Idealste wäre, wenn die gesamte Verpackung aus demselben Material sein könnte.”

Hakuma träumt davon, irgendwann eine “völlig kompostierbare” Verpackung aus der Kartondose zu machen. Denn vor allem die Verpackung verursache einen großen Teil von Hakumas CO2-Ausstoß. Derzeit ist eine völlig kompostierbare Verpackung bei Getränken aber nicht möglich. Für den Anfang soll die Innenbeschichtung der Getränkedose dünner werden, meint Mariel. Doch ist die CartoCan wirklich weniger klimaschädlich im Vergleich zu anderen Verpackungen?

Behauptung #2.3: Die CartoCan verbraucht weniger CO2 als Alu und PET

2019 hat das Institut Circular Analytics im Auftrag des Unternehmens Hörauf die CartoCan mit Einweg- und Mehrweg-Glasflaschen, PET-Flaschen und Aluminiumdosen verglichen und ein Gutachten erstellt. Hörauf produziert Maschinen für Ennstal Milch, den Abfüller von Hakuma und Produzent der CartoCan. Die Kartondose habe in allen Punkten “deutlich bessere Ergebnisse erzielt” und sei daher als “ökobilianziell überlegen” einzustufen, heißt es in einer Präsentation von Ennstal Milch. Hakuma schreibt auf der Webseite, dass die CartoCan (235ml) mit 34 Gramm CO2 im Vergleich zu Alu und PET (jeweils 250ml) den niedrigsten ökologischen Fußabdruck aufweist. Was ist da dran?

Professionell erstellte Gutachten wirken Greenwashing entgegen, meint Ernst Krottendorfer von Circular Analytics, der auch an der Universität Wien lehrt. Das Unternehmen hat sich auf Nachhaltigkeitsbewertung von Verpackungen spezialisiert. Im Gespräch macht er klar: Die Berechnung des CO2-Verbrauchs ist äußerst komplex. Konsument:innen und auch Inspektorin Grün können den CO2-Verbrauch der Dose deshalb nicht einfach nachrechnen. Es gebe keine einheitliche Methodik, die Datenlage sei von Gutachten zu Gutachten unterschiedlich und die Berechnung erfordere ein tiefes Verständnis von Ökobilanzen, sagt Krottendorfer. Circular Analytics hat damals mit Daten aus dem Jahr 2019 gerechnet – in der Zwischenzeit haben sich sowohl die CartoCan als auch die Konkurrenzprodukte verändert, sagt der Experte. Wie viel mehr CO2 Alu und PET genau ausstoßen, konnte Inspektorin Grün nicht herausfinden. 

Um die Nachhaltigkeit einer Verpackung beurteilen zu können, müssen laut Circular Analytics viele Faktoren berücksichtigt werden: Zum Beispiel deren Recyclingfähigkeit und die Menge, die tatsächlich recycelt wird. Auch wenn die Verpackung beschädigt wird oder Inhalt beim Wegwerfen in der Packung bleibt, belastet dies das Klima. Und zwar viel stärker als der Ressourcenverbrauch der Verpackung selbst, meint Krottendorfer. 

Ennstal Milch hat Hakuma in Aussicht gestellt, dass die CartoCan um die Hälfte weniger CO2 verbraucht als die bisher verwendete Einweg-Glasflasche, erzählt Mariel. Ob sich die Behauptung von Ennstal Milch bewahrheiten wird, kann Hakuma selbst erst beurteilen, wenn das Unternehmen seinen aktuellen CO2-Fußabdruck kennt. 

In den Geschäften steht Hakuma jetzt in Form der CartoCan. Restbestände der Einweg-Glasflaschen, die Hakuma zuvor benutzt hat, gibt es aber nach wie vor in den Lagern und werden auch noch von Online-Vertriebsplattformen verkauft. “Die Gastronomie bevorzugt Glas”, sagt Mariel. Der Plan für die Zukunft: 70 Prozent der Eistees sollen in der Kartondose abgefüllt werden, 30 Prozent in der Mehrweg-Glasflasche. 

Behauptung #3

“Es ist unser Ziel, ein 100% nachhaltiges Unternehmen zu werden”

100 Prozent nachhaltig werden, das hat sich Hakuma vorgenommen. Was Hakuma mit 100 Prozent Nachhaltigkeit meint? – Irgendwann tatsächlich kein CO2 mehr zu verursachen. Doch das liegt auch in ihren Augen in ferner Zukunft. “Es gibt keine Verpackung und auch keine Prozesse bei der industriellen Herstellung von Lebensmitteln, die wirklich 100 Prozent ohne CO2-Ausstoß passieren. Die Industrie ist noch nicht so weit”, so Mariel. 

Trotzdem wirbt der Eistee-Hersteller mit dieser Vision. “Die Leute finden das mit der Nachhaltigkeit super, wir bekommen viel positives Feedback”, sagt Mariel. Die CartoCan färbt das Image grün, das “– CO2”-Label auch. “Am Ende des Tages ist es Umsatz. Das ist eben ein Unternehmen”, bleibt Mariel realistisch. 

Das Kernproblem:

Zutaten auf Weltreise 

Die eigentliche CO2-Baustelle, bei der Hakuma auch in Zukunft nicht um die Kompensationszahlungen herumkommen wird, ist aber nicht die Verpackung: Es sind die Zutaten, die aus allen Ecken und Enden der Welt kommen. Der Matcha kommt aus Japan, der Schwarztee aus Indien, das Mangomark aus Ecuador, der Ingwer aus Sri Lanka und das Baobab-Fruchtfleisch aus Ghana und Sierra Leone. Die Zutaten legen lange Strecken auf Transportschiffen zurück. Die genauen Wege der Zulieferer sind nicht so transparent einsehbar, wie Hakuma das gerne hätte. 

Auf den Widerspruch zwischen Inhaltsstoffen und Nachhaltigkeits-Philosophie haben Expert:innen in der Industrie Hakuma schon hingewiesen, erzählt Mariel. Kund:innen sollen das Unternehmen aber noch nie darauf angesprochen haben. Bei einigen Zutaten will Hakuma auf österreichische Alternativen umsteigen – etwa Rübenzucker anstelle von Agavendicksaft aus Mexiko. Bei den Hauptzutaten wie Matcha und Mangomark wird Hakuma aber auch in Zukunft nichts ändern. Irgendwann selbst kein CO2 mehr zu verursachen, scheint eigentlich unmöglich zu sein, wenn Hakuma bei seinem Produkt bleibt. 

Fazit:

Nachhaltigkeits-Wannabe

Hakuma bemüht sich. Das Unternehmen weiß, dass bei CO2-Kompensation, Verpackung und Zutaten vieles nicht rund läuft. Das Problem: Hakuma wirbt trotzdem mit Nachhaltigkeit. So kann der Eistee auf Konsument:innen aber grüner wirken, als er tatsächlich ist. Nach dem Ampelsystem hat die Inspektorin Hakuma deshalb als “Nachhaltigkeits-Wannabe” eingestuft. Hier eine Zusammenfassung ihrer Analyse:

#1: “Wir sind CO2-positiv zertifiziert”

Um CO2-positiv zu sein, muss Hakuma mehr Zertifikate kaufen, als es an CO2 ausstößt. 2018 hat der Eistee-Hersteller 440 CO2-Zertifikate auf Vorrat gekauft. Zusammengerechnet wird Hakuma bis Ende 2021 insgesamt rund 366 Tonnen CO2 ausgestoßen haben. Fest steht also: Es bleiben noch genug Zertifikate übrig, damit sich Hakuma weiterhin “CO2-positiv” nennen darf. Diese Behauptung bewahrheitet sich also. Trotzdem bleiben die Grundprobleme des CO2-Zertifikatekaufs bestehen: Die Zertifikate sind absurd billig, es geht viel weniger Geld an die Kompensationsprojekte als an jene Firmen, die Zertifikate vergeben, und die Projekte sind nicht vollständig auf ihre Nachhaltigkeit überprüfbar. 

#2: “Die CartoCan spart dem Klima viele Tonnen CO2”

Die CartoCan ist theoretisch tatsächlich nachhaltiger als andere Verpackungen: Weil sie zu fast 70 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen besteht. Wie viele Tonnen CO2 die CartoCan Hakuma und dem Klima schlussendlich wirklich erspart, dazu gibt es noch keine Zahlen. Wo die CartoCan schlussendlich landet und ob sie tatsächlich recycelt wird, kann das Unternehmen ebenfalls nicht nachvollziehen.  

#3: “Es ist unser Ziel, ein 100% nachhaltiges Unternehmen zu werden”

Dass es Hakuma ein ehrliches Anliegen ist, die eigenen Emissionen zu verringern, zeigte sich in zahlreichen Gesprächen mit den Unternehmern. Sie suchen laufend nach Möglichkeiten, ihrem Nachhaltigkeits-Anspruch einen Schritt näher zu kommen. Das ist ihnen anzurechnen. Ein 100 Prozent nachhaltiges Unternehmen (in Hakumas Definition: ein Unternehmen ohne CO2-Ausstoß) kann Hakuma aber mit heutigem Wissensstand aufgrund der Zutaten gar nicht werden. Zumindest nicht, wenn das Unternehmen sein Produkt behalten will.  Sich auf “Zero Emission Mission” zu begeben, ist edel. Aber auch etwas scheinheilig, weil es utopisch ist, dieses Ziel zu erreichen. Immerhin: Hakuma scheut sich nicht davor, Kritik am eigenen Vorgehen zu üben, und arbeitet aktuell daran, transparenter zu werden. 

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